Offener Brief an die Zeitschrift TAGEBUCH betreffend Antisemitismus
Die antisemitische Agitation der linken Podcasterin Nicole Schöndorfer darf nicht normalisiert werden.
Wir, die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH), sind enttäuscht und bestürzt über das neu angekündigte Projekt der Zeitschrift TAGEBUCH. Ab kommender Woche werden Nicole Schöndorfer, Kerem Schamberger, Lukas Oberndorfer und Natascha Strobl dort einen politischen Podcast hosten. Damit bietet TAGEBUCH antisemitischer Agitation eine Plattform und normalisiert israelbezogenen Antisemitismus innerhalb der politischen Linken.
Die Bloggerin und Podcasterin Nicole Schöndorfer ist in den letzten Jahren durch eine starke antisemitische Radikalisierung aufgefallen, auf ihren Social-Media-Kanälen geht es mittlerweile fast ausschließlich um Hetze gegen den jüdischen Staat.
So nahm sie vor zwei Monaten an der von bekannten antisemitischen Gruppen wie BDS Austria oder Dar Al Janub organisierten “Israeli Apartheid Week”-Demonstration in Wien teil. Ihre Mitkämpfer:innen von Dar Al Janub – eine Organisation, deren Vorläufer Sedunia 2003 eine Gedenkveranstaltung mit Überlebenden angriff – erklärten in der dort gehaltenen Rede, wir, die JöH, wären wegen unseres Gegenprotestes “Nachkommen von Pogromdeutschen” und machten dort uns, die offizielle Vertretung junger Juden:Jüdinnen in Österreich, “verantwortlich für Terroranschläge gegen Muslim:innen”.
Schöndorfer verfasst, liked und teilt mittlerweile fast täglich Postings wie “Palestinians don’t have to feel sorry for the deaths of their oppressors”, womit sie ihr Einverständnis mit dem antisemitischen Terror gegen die israelische Zivilbevölkerung erklärt. Einen Gefängnisausbruch von Mitgliedern der Terrororganisation “Islamischer Dschihad in Palästina”, welche zahlreiche israelische Zivilist:innen ermordeten, bezeichnete die Bloggerin als “glorious”. Ebenso unterstützt Schöndorfer Postings, die Israel als “genozidales Apartheidsregime” bezeichnen.
Dass es Schöndorfer in ihrem “Aktivismus” nicht um Frieden und Koexistenz im Nahen Osten geht, zeigt etwa die Unterstützung von Postings der Gruppe “No peace on stolen land”. Auch Tweets von Kanälen, die der islamistischen Terrororganisation Hamas und vergleichbaren Gruppen zugerechnet werden können, teilt sie.
Auch Kerem Schamberger fiel durch Nähe zu antisemitischem Gedankengut auf. So unterstützt er ebenso die antisemitische BDS-Bewegung und erklärte sich mit der PFLP-Terroristin und Verehrerin Adolf Hitlers, Leila Khaled, solidarisch.
Es ist unglaublich enttäuschend und ermüdend, dass Antisemitismus in weiten Teilen der Linken noch immer ein blinder Fleck ist. Während bei anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit eine Nulltoleranz-Politik gefordert und die Wichtigkeit von Betroffenenperspektiven betont wird, scheint das für uns Juden:Jüdinnen nicht zu gelten.
Dabei sollte es nicht die Aufgabe der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) sein, eine linke Zeitschrift und linke Intellektuelle wie Natascha Strobl und Lukas Oberndorfer, deren Perspektiven im Kampf gegen Rechtsextremismus gut und wichtig sind, darauf hinzuweisen, dass die Kooperation mit jenen, die kein Problem mit Antisemitismus haben, für uns eine Gefahr darstellt.
In Reaktion auf die bereits formulierte Kritik argumentiert TAGEBUCH, dass die zukünftigen Podcast-Hosts Teil einer “vielfältigen Mosaiklinken” seien. Eine Linke in der Platz für Antisemitismus ist, ist keine Linke, in der Platz für Juden:Jüdinnen ist.
Daher fordern wir TAGEBUCH auf, die Zusammenarbeit mit Nicole Schöndorfer und Kerem Schamberger sofort zu beenden.
Jüdische österreichische Hochschüler:innen (JöH)